EM selbst vermehren – Für und Wider

Die Mischung, die man selbst zu Hause ansetzen kann, nennt sich EMa. Das steht für „Effektive Mikroorganismen aktiviert“. Hierbei handelt es sich um eine Weitervermehrung verschiedener Starterkulturen („Urlösungen“) unter Zugabe von Wasser und einer geeigneten Zuckerrohrmelasse. Auch in Sachen Zuckerrohrmelasse gibt es auf dem Markt große Qualitätsunterschiede. Bei der Zuckerrohrmelasse muss sichergestellt werden, dass der komplexe Nährstoffbedarf der Mikroorganismen gedeckt wird.

Die Starterkultur hat eine definierte Menge der zur Weitervermehrung benötigten Stämme. Diese gilt es in der Weitervermehrung in Menge und Zusammensetzung möglichst zu kopieren. Die Kopie dieser Starterkultur nennt sich landläufig „EM aktiviert“.

Nicht alle Mikroorganismen, die in der Starterkultur enthalten sind, lassen sich bei der eigenen Herstellung vermehren. Jede einzelne Mikrobenart hat einen eigenen Wohlfühlbereich und ein eigenes Wachstumstempo. Zudem besitzen sie teils sehr unterschiedliche Ansprüche hinsichtlich der Wachstumsbedingungen. Es hier jedem recht zu machen und ein Wachstum zu ermöglichen, gelingt fast ausschließlich unter kontrollierten Bedingungen. Eine derartige „Aktivierung“ kann, wenn sie gut gemacht ist, im Boden oder Kompost tolle Wirkungen hervorrufen. Hierbei ist auf einiges zu achten. Unter anderem ist eine penible Desinfektion der Fermentationsbehälter mit Laugen und Säuren absolut notwendig. Sobald der Fermentationsvorgang beendet ist und das EMa entnommen wird, dringt Sauerstoff in den Behälter ein und es kommt zwangsläufig zu Artenverschiebungen, die einem den nächsten EMa-Ansatz verderben können. Dementsprechend kann man unter keinen Umständen seinen Fermentationsbehälter mit EM „reinigen“.

Zu Hause beurteilen wir den Ansatz allein nach Farbe, Geruch und pH-Wert. Das Risiko besteht darin, dass man es mitunter gar nicht merkt, wenn im eigenen EMa-Ansatz Schadkeime wie z.B. Clostridien mitgewachsen sind. Gibt man das EMa dann ins Labor, ist der Schreck oft groß. Sehr häufig sind unerwünschte Keime mitvermehrt worden, welche mitunter Gesundheitsrisiken darstellen können.

Die beiden Mikroben-Gruppen, die sich leicht vermehren lassen, sind Laktobazillen und Hefen. Mit diesen beiden Mitstreitern lassen sich in stark durcheinander gebrachten Milieus meist gute Erfolge erzielen.

Einige Mikroben lassen sich nicht so leicht vermehren und bleiben oft auf der Strecke. Rhodopseudomonas z.B. braucht sehr spezielle Bedingungen und vor allem viel Zeit für sein Wachstum, ist aber essenziell wichtig, um das Potenzial und die Synergieeffekte der original EM ausschöpfen zu können.

Gewerblich vermehrte Effektive Mikroorganismen

Die „Nummer Sicher“ sind vermeintlich die gewerblich vermehrten Effektiven Mikroorganismen. Doch auch hier lohnt sich der Blick hinter die Kulissen:

Die „inneren Qualitätsmerkmale“ von Multimikroben-Mischungen sind Qualität und Quantität der Mikroben. Die Qualität definiert sich über die tatsächlich vorhandenen Arten in einer Mischung und deren Nutzen für das spezielle Anwendungsgebiet. Die Quantität definiert sich über die Anzahl der Mikroben bestimmter Arten, gemessen als Kolonie bildende Einheiten (KbE/g). Je mehr Mikroben in der Mischung vorhanden sind, desto schlagkräftiger ist diese.  Diese beiden Parameter lassen sich ausschließlich im Labor bestimmen!

Die gezielte Anzucht einzelner Keimgruppen gewährleistet eine hohe Qualität und Quantität.

Sind diese beiden Parameter gut auf das jeweilige Milieu abgestimmt, kann man mit sehr geringen Aufwandmengen auch schwer entgleiste Mikrobiome in die gewünschte Richtung lenken.

Anwendungsgebiete und ihre Herausforderungen

Effektive Mikroorganismen haben eine unglaubliche Bandbreite an möglichen Anwendungen. Von der Stärkung des körperlichen Wohlbefindens, über Kosmetik, Garten, Wasser, Anwendungen für Haus- und Nutztiere bis hin zur Hygienisierung der Luft und der großflächigen Anwendung in der Landwirtschaft. Das Wort Milieusteuerung ist mittlerweile in allen Bereichen angekommen. Dennoch bringt jedes Milieu seine eigenen Anforderungen mit sich und man kann nicht alle über denselben Kamm scheren. In flüssigen Habitaten sind andere Mikroben von Vorteil als in festen Habitaten, genauso gibt es große Milieuunterschiede innerhalb der verschiedenen Aggregatzustände; denn Gülle ist nicht gleich Wasser, Böden sind nicht gleich Haut, usw.  Das ist der Grund dafür, dass jeweils spezielle EM-Produkte für die verschiedenen Bereiche zugelassen sind. Und hier trennt sich die Spreu vom Weizen.

Warum funktionieren weniger potente Mischungen auch?

Auf dem Markt gibt es verschiedenste Angebote. Manche Mischungen sind mehrfach weitervermehrt („EMaaa“) oder haben eine geringe Anzahl an koloniebildenden Einheiten (Quantität) und/oder beinhalten weniger gewünschte Arten als andere Produkte. Dennoch ist ihnen eine gewisse Wirkung nicht abzusprechen. Die Antwort auf die Frage findet sich weiter oben im Text: Milchsäurebakterien und Hefen. Sie sind beide leicht händelbare Stämme, die sich dankbar vermehren und in milieubedingten Schieflagen einiges wieder richten können. Sie stoßen jedoch an ihre Grenzen, wenn es komplexer wird hinsichtlich der Anforderungen. Eine erhöhte Aufwandmenge löst an der Stelle nicht das Problem, denn sie brauchen mehr Mitstreiter für eine gewünschte Milieusteuerung. An dieser Stelle kommen die Spezialeinheiten wieder ins Spiel. Je nach Anspruch und Zielsetzung im Einzelfall sollten die verschiedenen EM-Qualitäten berücksichtigt werden.

Nutzen Sie diese Informationen und die untenstehenden Fragen, um sich selbst ein Bild zu machen. Fragen Sie bei Ihrem EM-Hersteller nach!

  • Wie hoch ist die Konzentration der Mikroorganismen (KbE/g) in dem Produkt?
  • Werden die Keimgruppen gezielt einzeln angezüchtet?
  • Sind die einzelnen Stämme zertifiziert und nach welchem Standard?
  • Wie werden die Fermenter gereinigt?
  • Wird die Zuckerrohrmelasse auf Eignung geprüft?
  • Wird das Produkt im Labor getestet, bevor es verkauft wird?
  • Welche Art der Laboranalyse wird verwendet?
  • Sind die einzelnen Produkte auf das jeweilige Anwendungsgebiet angepasst?
  • Wie hoch ist der Preis pro Anwendung in meinem Fall?
  • Basiert ihre Einsatzempfehlung auf einer mikrobiologischen Labordiagnostik?